Talking with Your Mouth Full
L. Sasha Goras Projektidee Talking with Your Mouth Full ist eine performative Installation, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren aus den Bereichen Kunst, Design und Forschung entwickelt werden wird. Jenseits der Verbindung von Lebensmitteln mit Religion, Tradition und Lebensstil untersucht die Installation Rituale der Nahrungsaufnahme. Wann essen wir mit Geschirr und wann mit bloßen Händen? Und wie verändern sich Tischmanieren in den verschiedenen Kulturen?
„Mein Konzept basiert auf dem Verständnis von Essen als Kultur und betrachtet davon ausgehend, welche Rolle Essen im öffentlichen Raum spielt. Inwiefern ist Ernährung ein Instrument der Anpassung oder des Widerstands? Und inwiefern wird Essen im öffentlichen Raum gesellschaftlich und gesetzlich reguliert?“
Ob Bio, vegetarisch, glutenfrei oder nicht, gegenwärtig achten mehr und mehr Menschen bewusst auf ihre Ernährung. L. Sasha Gora möchte davon abweichend ein Projekt kuratieren, das sich von dem Mantra „wir sind, was wir essen“ löst. Mit der Wendung „wir sind, wie wir essen“ möchte sie eine Sichtweise präsentieren, die über Lebensmittel als ein Medium und dessen Ästhetik hinausgeht. Auch wenn dieser Punkt nur selten thematisiert wird, so ist die Nahrungsaufnahme aus ihrer Perspektive ein ganz und gar demokratischer Vorgang. L. Sasha Gora möchte verschiedene Stimmen an einen Tisch bringen und den Blick auf die Funktion von Lebensmitteln in Kulturen auf der ganzen Welt richten.world.
Lebensmittel und ihre kulturelle wie soziale Dimension sind ein zentrales Thema in ihrer wissenschaftlichen und kuratorischen Arbeit. Als Trainee bei dem Kulturprojekt PLATFORM war sie 2014 eine der Kurator*innen des Sommerprogramms im MaximiliansForum in München. Unter dem Motto Transforming Cities thematisierte das Sommerprogramm mit dem Titel Food Sound Underground die Rollen von Nahrungsmittelkultur, Musik und alternativen Räumen im städtischen Raum. Im Rahmen dessen kuratierte L. Sasha Gora Pasta Sauna, eine Performanceinstallation von Marije Vogelzang, die nicht etwa Essen als Produkt gestaltet, sondern den Vorgang des Essens. In einem geschlossenem Raum bereitete Marije Vogelzang frische Pasta zu und kreierte mit dem Dampf des kochenden Wassers eine Atmosphäre ähnlich einer Saunalandschaft. Die Nudelmaschinen fungierten als Spieluhren und produzierten nicht nur den Teig, sondern untermalten den Kochvorgang mit einer eigenen Melodie. Das Publikum war dazu eingeladen, die Installation zu betreten und die Pasta zu verspeisen. Dabei verstärkte der heiße Wasserdampf die körperliche Trägheit eines bekannten Phänomens: das lähmende Gefühl der Fülle nach einer großen Portion Pasta.
L. Sasha Gora ist Kuratorin und Autorin und lebt in München. Mehr über ihre Forschung zur Kulturgeschichte des Essens erfährt man hier.
Fotos: Yves Krier
Courtesy: PLATFORM