You are Variations
Christina Della Giustinas Projektidee you are variations übersetzt wissenschaftliche Daten aus den Vitalfunktionen von Bäumen in eine musikalische Partitur. Sie interpretiert, übersetzt und arrangiert Langzeitmessungen von Bäumen in Form einer Komposition und beleuchtet so den komplexen Wasserkreislauf und Energiehaushalt dieser Organismen bei unterschiedlichen Umweltbedingungen. In Anbetracht gegenwärtiger Debatten zum Umweltschutz artikuliert ihr Projekt die Entwicklungen des Klimawandels, insbesondere die globale Erwärmung und die damit einhergehende Veränderung von Wasserkreisläufen.
„Als ich eines Tages im Frühjahr 2007 aus dem Fenster blickte, stellte ich mir vor, wie ich mich draußen an die große Platane lehnte. Als mein Ohr imaginär den Stamm berührte, hatte ich das Gefühl, etwas zu hören. Ich konzentrierte mich auf einen flüchtigen Klang und begann zu lauschen: da war es, ich hörte das Innere des Baumes, ein Vorgang, so subtil und doch auch so deutlich, es war faszinierend. Ich fing an, nach seinem Ursprung zu suchen.“
you are variations [vol. …] ist eine fortlaufende Reihe von Forschungsprojekten zum Thema akustischer und visueller Milieus, beruhend auf ökophysiologischen und meteorologischen Messungen. Diese Reihe ermöglicht, Umweltprozesse verschiedenartiger Ökosysteme zu beobachten und akustisch wahrzunehmen. Die von ihr genutzten Datensätze wurden im Rahmen des schweizer Forschungsprogramms Langfristige Waldökösystem-Forschung erhoben und von Sachverständigen der Forschungseinheiten der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft analysiert. Christina Della Giustina experimentiert mit dem Interpretieren und Transponieren dieser meteorologischen und physiologischen Langzeiterfassung von Daten zu Klangräumen. Ihre Werke umfassen Live- und interaktive Audio-, Video-, und Lichtinstallationen, Performances sowie Texte und Zeichnungen. Sie können als Versuche gesehen werden, physische Distanz in sinnliche Intensität zu überführen. Christina Della Giustinas ausdrückliches Interesse gilt dabei der qualitativen Umwandlung von Getrenntheit in Unmittelbarkeit, besonders in Bezug auf die Beziehung zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Daseinsformen.
Christina Della Giustina ist Künstlerin und lebt in Amsterdam. Weitere Projekte werden auf ihrem Portfolio dg-c.org vorgestellt.
Fotos: Christina Della Giustina