Markus Diebel

Vermenschlichen,
weiter denken,
genau hinschauen

„Design kann eine allgemein menschliche Fähigkeit bedeuten, Herausforderungen zu identifizieren.”

Markus Diebels Herangehensweise an alles was er erfindet und produziert ist ganz und gar interdisziplinär. Seine Arbeit und sein Werdegang stehen für eine ganzheitliche Methode, die ihn zu einem der originellsten und einflussreichsten Köpfen im Bereich Design machen. Sein Können vereint alle Schritte vom Finden, Skizzieren und Konkretisieren einer Idee bis zum Umsetzen ihrer Produktion und schließlich dem Wahrnehmen von Nutzern und Märkten.

Markus Diebel hat mehrere renommierte Plattformen und Unternehmen für innovatives Design gegründet. Er hält über 60 Patente und erhielt für seine Designs internationale Auszeichnungen von Branchenführern wie der Industrial Designers Society of America (IDSA) und dem I.D. Magazine. Markus Diebels Portfolio umfasst außerordentliche Erfolge mit Marken wie IDEO oder seinen eigenen Projekten Incase und moreless. Er ist Mitbegründer der Kunst-Design-Gruppe Design Raw und als Lehrer und Mentor für Industriedesign am CCA San Francisco tätig. Seit 2015 arbeitet Markus Diebel für Apple.

 

Incase audio
Incase Kopfhörer

Markus Diebel hat bereits in unterschiedlichsten Konstellationen als Mentor gewirkt, interdisziplinäre Gruppen angeleitet und sein Wissen ebenso mit aufstrebenden Designern geteilt wie auch seine Leidenschaft und Erfahrung.

Soma water filter, Western Digital external hard drive
Soma Wasserfilter and Western Digital externe Festplatte

 

Freo Majer im Gespräch mit Markus Diebel

Haben Sie bereits Erfahrung mit Mentoring?

Ich habe unterschiedliche Workshops geleitet und andere Lehrerfahrungen gesammelt, in Japan, den USA und Deutschland. In meinem Werdegang habe ich immer wieder ganzheitliche Design-Teams mit unterschiedlichem Hintergrund aufgebaut. Mentoring habe ich immer als vielversprechende, sehr inspirierende Erfahrung erlebt.

Ermöglicht Mentoring etwas, das andere Prozesse nicht können?

Ich denke, durch ein gemeinsames Interesse schaffen Mentor und Mentee eine Beziehung, die auf einer konstruktiven Basis beruht. Ein gemeinsames Interesse bewirkt ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsames Ergebnis. Und man arbeitet proaktiv zusammen, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen. Das macht Mentoring so erfolgreich, denn beide arbeiten an derselben Sache. Man sitzt gewissermaßen im selben Boot.

Wie könnten junge Designer davon profitieren, Ihr Mentee zu sein? Was könnten sie erreichen?

Mein Schwerpunkt ist ein ganzheitlicher Blick auf Design. Das geht los mit der Idee, ihrer Entwicklung und Materialisierung, geht dann weiter mit den Wegen, sie zur Produktion zu bringen, zur Herstellung und zum Verkauf. Und es endet mit dem Recycling, damit man ein wirklich nachhaltiges Produkt schafft. Von mir als Mentor betreut zu werden, bedeutet, Teil einer holistischen Design-Erfahrung zu sein.

Welche Erwartungen haben Sie daran, was Mentoring speziell im Bereich Design bewirken kann?

Ich betrachte Design als eine grundlegende Technik oder Methode, die wir in unserem Leben ganzheitlich anwenden können und tatsächlich sollten. Design kann ein Beruf sein, aber auch eine grundlegende menschliche Fähigkeit, Herausforderungen zu identifizieren. Design findet neue Werkzeuge, überraschende Formen und bahnbrechende Lösungen und erweckt sie schließlich zum Leben. Für mich ist alles Design. Jede Entscheidung, jeder Schritt, der uns vorwärtsbringt, ist Design. Es kann Menschen ein besseres Leben schenken, jeden einzelnen Tag.

Gibt es Prinzipien in Ihrer Arbeit, die die Bewerber kennen sollten?

Im Laufe meiner bisherigen Arbeit habe ich drei Prinzipien entwickelt, die mich leiten: das erste heißt „vermenschlichen“. Ich versuche immer, meine Entwürfe zu vermenschlichen, sie intuitiv und zugleich emotional zu machen, und dadurch einen unsichtbaren Raum zwischen dem Menschen und dem Produkt zu bilden. Das zweite Prinzip heißt „weiter denken“. Da geht es ganz um den Nutzen von Innovation. Das dritte heißt „genau hinschauen“, wobei es darum geht, gleichzeitig einen Standpunkt einzunehmen und zu fokussieren. Es ist wichtig, diese Prinzipien vollständig anzuwenden, sich mit ihnen eingehend zu beschäftigen und sie als Einklang zusammenwirken zu lassen. Jeder von uns hat Prinzipien, die unsere Leben bestimmen, unsere Art zu denken. Es ist so wichtig, sich ihrer ganz klar zu sein und sich immer wieder auf sie zu konzentrieren, jeden einzelnen Tag unserer Arbeit.

Gibt es etwas, das Sie selbst aus diesem Prozess bei Forecast mitnehmen möchten?

Mein wichtigstes Anliegen ist, mich mit neuen Projektideen zu beschäftigen, neuen Technologien, neuen Leuten, neuen Herausforderungen. Ich würde mich sehr gern von diesen neuen Einflüssen inspirieren lassen: vielleicht werden sie mir helfen, mich weiterzuentwickeln, lehren mich, neue Wege zu finden, mich auszudrücken und Lösungen zu finden.

Was unterscheidet Ihren Beruf von anderen?

Wir verbinden die Punkte. Wir arbeiten zwischen dem traditionellen Handwerk und moderner Technologie, wir hinterfragen beharrlich das Jetzt, um das Neue zu schaffen. Wir brauchen das Alleinsein, aber auch viele andere Menschen, um unsere Ideen zu überprüfen und sie zu Leben zu erwecken. Wir sind detailverliebt, aber haben auch einen Rundumblick. In gewisser Weise leben wir zwischen den Dingen, empfindsam und roh.

Präsentation von Joe Tan and Markus Diebel beim BOLD Symposium am Art Center College of Design.