Die Zukunft hören
“Ich bin daran interessiert herauszufinden,
welche Ideen die Menschen haben.”
Lars Petter Hagen ist einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten, deren Werk von Kritikern als fantasievoll, aufwendig und ergreifend sinnlich zugleich beschrieben wird. Ein Kritiker der Zeitschrift Gramophone bezeichnet seine Musik als genuin visionär. Er nannte seine Veröffentlichung die wichtigste Neuerscheinung seit langer Zeit und fügte hinzu „Kaufen Sie diese Platte und hören Sie die Zukunft“. Seine Musik wurde auf Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen und Märzmusik in Berlin von Ensembles wie dem Ensemble Modern und Oslo Philharmonic Orchestra aufgeführt. Für seine Arbeiten mit Vokal- und Instrumentalmusik, seine Klanginstallationen sowie seine Musik für Bühne und Film wurde er mit dem Arne Nordheims Composers Prize und Edvard Prize ausgzeichnet.
Lars Petter Hagen ist künstlerischer Leiter des renommierten Ultima Festival in Oslo, der größten skandinavischen Plattform für zeitgenössische Musik. Davor arbeitete er als künstlerischer Leiter bei Ny Musikk sowie bei den Festivals Happy Days und Nordic Music Days in Oslo. Lars Petter Hagen wurde unter anderem zur Melbourne Art Biennale und zum Internationalen Musikinstitut Darmstadt eingeladen, wo er die Mentees mit seiner Begeisterung für die Weitergabe von Erfahrung und Handwerkskunst an künftige Generationen inspirierte.
Freo Majer im Gespräch mit Lars Petter Hagen
Siehen Sie Unterschiede zwischen einer typischen Meister-Klasse und des Mentoring-Programms Forecast?
Ein erster Unterschied ist für mich die Möglichkeit, ein Projekt über einen langen Zeitraum hinweg zu verfolgen. Einen weiteren Unterschied sehe ich darin, dass man hier selbst Teil der natürlichen Entwicklung eines Projekts ist. Für mich geht es beim Mentoring vordergründig darum, mir unbekannte Musik, neue Ideen und kreative Möglichkeiten zu entdecken. Ich bin sehr gespannt auf diese Situation und den Dialog, den mir dieses Projekt ermöglicht. Ich halte mich nicht für einen überlegene Instanz, sondern mir ist tatsächlich an einem aufrichtigen Dialog mit den Menschen gelegen, mit denen ich arbeite. Dieser Dialog mit der Gesellschaft, mit der Öffentlichkeit sowie auch der innere Dialog ist aus meiner Perspektive ein Schlüsselmoment für eine zeitgenössische künstlerische Praxis.
Glauben Sie, dass dieser Dialog Ihren Zugang zur Kunst bestimmt?
Es ist ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit als Künstler. Einen Dialog mit der Geschichte, der Tradition und mit meiner Umgebung, dem Kontext des Werks zu führen, ist von zentraler Bedeutung für mich. Das gilt auch für meine Arbeit als Kurator. Was mich interessiert, sind einerseits die Beziehungen zwischen Musik und Kunst und andererseits die Beziehungen zwischen der Öffentlichkeit, der Gesellschaft und dem Hörer.
Wie würden Sie einen zeitgenössischen oder auch zukünftigen Aspekt Ihrer Arbeit beschreiben?
Ich denke, es ist das Wesen der Kunst, unentwegt im Prozess der Entwicklung zu sein und sich jederzeit verändern zu können. Wir müssen immer wieder neue Ansätze und Herangehensweisen finden, das gilt auch für die menschliche Existenz. Ich denke, das Projekt Forecast stellt diesen Entdeckungsprozess in den Mittelpunkt. Es ist ein offener Prozess, wie ein Künstlerstudio, das uns ermöglicht herausfinden, was Musik sein und was sie für die Menschen bedeuten kann.
Hoffentlich können wir einige Einsichten gewinnen und einander partnerschaftlich Fragen zur Entstehung und Wahrnehmung unserer Arbeit stellen. Ich möchte meinen Mentees bei der Entwicklung von Ideen helfen und dazu inspirieren, verschiedene Richtungen mit seinem oder ihrem jeweiligen Projekte einzuschlagen. Ich werde versuchen, ein Partner im gemeinsamen Dialog und nicht nur eine beratende Instanz zu sein. Für mich ist es interessant, meine Mentees zu ermutigen, so lange wie möglich offen zu bleiben und das volle Potenzial ihrer künstlerischen Ideen zu entdecken.
Was sind Ihre eigenen Erwartungen daran, ein Mentor zu sein? Was hat Sie dazu bewogen „Ja“ zu sagen?
Ich bin immer auf der Suche nach interessanten Ideen in jeder künstlerische Sparte, nach interessanter Musik und auch interessanten Menschen. Für mich ist das ein Teil meiner Arbeit und entspricht der Natur des Lernens als auch der Entwicklung als Künstler. Ich bin sicher, dass ich im Zuge des Mentoring-Prozesses vieles lernen und entdecken werde, an das ich zuvor nie gedacht hätte. Ich möchte eine konstruktive Beziehung schaffen, die auf dem Austausch von Ideen und Entdeckungen beruht.
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