Rave-olutions
Kalliopi Tsipni-Kolaza Projektidee Rave-olutions nimmt die alternative Musikszene in den Blick, die jüngst bei jugendlichen Palästinensern auf beiden Seiten der sogenannten Green Line entstanden ist. Diese politisierte Gegenkultur setzt sich aus Musikern und ihrem vielfältigen Publikum zusammen und verschmilzt lokale wie internationale musikalische Ausdrucksformen als eine Form von Widerstand und Protest. Diese Rave-Party-Szene spiegelt nicht nur Konflikte hinsichtlich der zivilen Marginalisierung in Israel und der militärischen Besatzung wieder, sondern auch im Hinblick auf die sozialen und religiösen Kontrollmechanismen innerhalb der eigenen Gesellschaft.
„Die räumlichen und sozialen Restriktionen beim Organisieren solcher Parties, zum Beispiel die Schwierigkeiten beim Beschaffen einer Alkohol-Lizenz, der Ticketverkauf oder ein attraktiver Standort, lassen die jungen Veranstalter unkonventionelle, politisch unbelastete Orte suchen. Desert Raves in Zone C, in Glasbauten an der Grenze zwischen jüdischen und arabischen Vierteln von Haifa oder im Westjordanland sind nur ein paar Beispiele für Orte, an denen diese Parties stattfinden.“
Mit Rave-olutions untersucht Kalliopi Tsipni-Kolaza Fragen der räumlichen Verteilung, kulturellen Identität und sozialen Vielfalt in Palästina. Durch die kuratorische Aufarbeitung ihrer Forschungsinhalte möchte sie Bewusstsein für ein kollektives Bedürfnis generieren, das über traditionelle Normen und Beschränkungen hinausgeht. Ein Bedürfnis, das die fremden und eigenen Auflagen einer sozialen und strukturellen Unterdrückung und Herabwürdigen des Andersartigen herausfordert, als lebendiges Experiment und Testlabor in der heutigen Stadt zeigt.
Kalliopi Tsipni-Kolazas Interessen bewegen sich in einem breiten Spektrum mit Schwerpunkt auf zeitbasierter Kunst, Performance und Film, die meist gesellschaftliche Fragen implizieren. Als kuratorische Assistenz wirkte sie wesentlich an der Entwicklung des Contingent Movements Archive mit. Dieses unabhängige kuratorische Projekt thematisiert Fragen zur Nachhaltigkeit, Einwanderung und Geopolitik der Malediven. Als Online-Plattform sowie im Pavillon der Malediven auf der 55. Biennale in Venedig zeigt dieses spekulative Projekt eine Vielfalt an Perspektiven auf mögliche Migrationsszenarien für diese auf dauerhaft vertriebene Bevölkerung und ihre Kultur. Kürzlich arbeitete Kalliopi Tsipni-Kolazas zusammen mit Cooking Sections an der Performance Orange Trees That Talk, welche die sozialen, landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den vordergründig disparaten Gebieten Jaffa und Fittja erforscht. Anhand den berühmten Jaffa-Orangen zeigt die Performance unerwartete Verbindungen in den kapitalistischen Mustern der Finanzströme und Machtstrukturen und kartografiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Maßnahmen zur städtebaulichen Entwicklung.
Kalliopi Tsipni-Kolaza ist eine freie Kuratorin und lebt in London und Athen. Mehr über das Contingent Movements Archive erfährt man unter contingentmovementsarchive.com.
Fotos: Khaled Ramadan (Maldives Pavilion, Details Contingent Movements Archive), Gianpaolo Arena (Installationsansicht Contingent Movements Archive)
Courtesy: Maldives Pavillon