Menschliches Verhalten durch Licht verändern
Im Gespräch mit Wendy Di Wang und Markus Diebel
Markus, was hat dich am meisten fasziniert, als du Wendys Projektidee zum ersten Mal vor Augen hattest?
Als ich ihren Projektvorschlag las, hat die Einfachheit ihrer Idee meine Aufmerksamkeit geweckt. Die Idee ist bemerkenswert zugänglich, so dass jeder verstehen kann, worum es geht: menschliches Verhalten durch Licht zu beeinflussen und die Kriminalität in Städten mit Hilfe eines Beleuchtungssystems zu reduzieren, das auf die Bewegungen von Fußgängern reagiert.
Was hat dich letzten Endes überzeugt, Wendys Projekt zu begleiten?
In meinem Beruf geht es darum, eine gute Idee zu erkennen und sie dann in ein erfolgreiches Produkt zu verwandeln. Wendys Idee hat großes Potential, tatsächlich umgesetzt zu werden. Und sie war offen dafür, gemeinsam mit mir ihre Idee weiterzuentwickeln. In dieser Woche wird der Prototyp hergestellt. Ich kann es kaum erwarten, ihre Präsentation im Februar im Haus der Kulturen der Welt zu sehen, das wird großartig.
Wie lief eure Zusammenarbeit ab?
Wir haben damit angefangen, Licht nicht nur als ein Medium zu verstehen, das Helligkeit in die dunklen Straßen bringt, sondern haben Licht auch als einen Sensor, als eine Antenne verstanden. In diesem Sinne generiert das Produkt nicht nur Licht, sondern „fühlt“ zugleich die Stadt: Der Sensor generiert Daten, die neben dem Erfassen der Anzahl Passanten auch Daten über Lärm, Wetter, Verschmutzung oder Verkehrslage umfassen. Die Gesamtheit dieser Daten kann dann an Organisationen gesendet und dazu benutzt werden, die Orte zu verbessern, an denen die Lampen aufgestellt sind. Es wird auch möglich sein, mit Hilfe der Lampen zu kommunizieren.
Wendy plant, mit dem Projekt ihre eigene Firma zu gründen. Es gibt sogar bereits eine Stadt in China, die daran interessiert ist, ihr Beleuchtungssystem zu implementieren.
Zur Beziehung zwischen Wendy und mir: sie hat mich mit ihrer überzeugenden Idee inspiriert. Im Gegenzug kann ich mein Wissen und meine Erfahrung mit ihr teilen, wenn es um die materielle Umsetzung, die Designsprache und die Entwicklung des Prototyps geht.
Wie hat sich der Arbeitsprozess zwischen Euch beiden seit letztem Herbst entwickelt?
Wir treffen uns fast jedes Wochenende, immer sonntags, im selben Café. Wendy hält mich mit ihren Materialien, Datenbanken, Designs und Zeichnungen auf dem Laufenden. Wir sprechen über Modelle, den eigentlichen Prototyp und über die Installation im Haus der Kulturen der Welt. Das dauert normalerweise eine oder zwei Stunden, dann arbeitet Wendy weiter am Projekt und wir treffen uns wieder am folgenden Wochenende, tauschen Gedanken aus und zeichnen ein bisschen.
(An Wendy gewandt) Gibt es etwas, das anders im Vergleich zur Universität ist, etwas Neues, das du während unserer Zusammenarbeit gelernt hast?
Wendy: Das ist völlig anders als auf der Hochschule. Dort geht es den meisten Lehrern in erster Linie um Strategien. Dann gibt es wiederum andere, die sehr auf die Details achten. Mit Markus lerne ich, beides auszubalancieren, von der Strategie bis zu den Details. Markus ist ein großartiger Mentor, weil er mir genau das beibringt.
(An Markus gewandt) Ich wünschte mir wirklich, wir könnten immer weiter so fortfahren, da mir das Arbeiten mit dir solchen Spaß gemacht hat!
Markus: Vielen Dank! (beide lachen)
Hier gibt es weitere Informationen zu Wendy’s Projekt Solux