Realität aus verschiedenen Perspektiven beschreiben
Im Gespräch mit Lars Petter Hagen und Leila Albayaty
Welche Meilensteine habt ihr auf eurem Weg passiert? Habt ihr dabei eure Zusammenarbeit neu organisiert?
Leila: Als ich das Projekt beim Forecast Forum gezeigt habe, war es noch sehr frisch, und meine Persönlichkeit stand stark im Zentrum. Ich denke, Lars‘ Art und Weise mit mir zu arbeiten und die unterschiedlichen Seiten des Projekts zu verstehen, hat diesem mehr Wert verliehen. Das Projekt reist nun von der westlichen zur arabischen Welt, absorbiert die zahlreichen Musikstile und erschließt deren Komplexität. Wenn ich an September zurückdenke, kann ich sagen, dass ich immer selbstbewusster geworden bin in Bezug auf das Projekt, und dass mir die Entwicklung sehr gefällt.
Lars Petter: Ich würde jedoch sagen, dass das Projekt im Kern noch immer dasselbe ist. Es geht noch immer darum, eine persönliche kulturelle Identität zu entdecken und diese in einem stark globalen, politischen Zusammenhang zu sehen. Ein Zusammenhang, der in den vergangenen Monaten erneut hervorgehoben wurde – mit dem Terror in Paris und der allgemeinen Situation, die wir auf der Welt derzeit zwischen der arabische und europäischen Kultur haben, welche beide Seiten polarisiert erscheinen lässt.
Leilas Projekt war von Anfang an ein Versuch, zwischen der arabischen und der westlichen Kultur Parallelen zu finden. Das Projekt hat mittlerweile definitiv andere Formen angenommen, im Kern ist es aber noch immer eine persönliche Reise zwischen den zwei Kulturen, denen Leila angehört: Mit einem Vater aus der arabischen Kultur und ihr selbst, die im französischen Cantal aufgewachsen ist. Man wird sehen, wie akustisches und visuelles Material auf eine Art zusammenkommt, das eine Realität von mehreren Seiten beschreibt.
Und das zudem auf ein offenes Ende hinweist, was an sich schon interessant ist. Ich denke, dass diese Offenheit sehr entscheidend für das Projekt war. In gewisser Weise ist es ein Projekt über Offenheit. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts war es, diese Offenheit nicht zu begrenzen, um Möglichkeiten zu schaffen. Bei allen praktischen und finanziellen Herausforderungen versuchen wir, diese Offenheit zu behalten. Die letzten Wochen waren sehr wichtig. Es gab einen Moment der Frustration, als die Dinge sich scheinbar nicht schnell genug entwickelten. Dann aber kam plötzlich vieles zusammen und das Projekt hat zwei Wochen vor Weihnachten einen großen Sprung gemacht. Es war also eine interessante Reise.
Wie arbeitet ihr zusammen, wie läuft der Prozess des Mentorings?
Leila: Lars versteht meine Standpunkte und die Themen meiner Recherche sehr schnell. Schritt für Schritt schickt er mich dann zu verschiedenen Ausgangspunkten, von denen aus ich weiter und mehr recherchieren kann. Ebenso schlage ich ihm weitere Recherchethemen vor. Was ich von Anfang an geschehen sehen habe, war, dass er die Freiheit meines Projekts und dessen Potential anerkannt und es sehr stark unterstützt hat.
Außerdem hilft mir der Mentoringprozess dabei, eine Struktur aus all den Einzelteilen des Projekts zusammen zu halten, und bringt mich zugleich dazu, mehr zu suchen, an mehr Orte zu gehen und tiefer zu graben. Es ist tatsächlich diese Offenheit, mit der ich mich sehr wohl fühle, da ich viele Dinge entdeckt habe, die ich sonst niemals entdeckt hätte.
Lars Petter: Es ist ein sehr komplexes Projekt, das Leila verfolgt. Darum ist es sehr wichtig, diesen fortlaufenden Dialog mit ihr zu haben. Wir machen das meist via Skype, manchmal treffen wir uns auch persönlich. In unserem Dialog versuchen wir, die weiteren Richtungen zu erforschen, die das Projekt nehmen könnte. Denn es gibt eine Menge unterschiedlicher, aber gleichermaßen relevanter Perspektiven, die womöglich nicht alle zur selben Zeit realisiert werden können. Wir haben sehr viel Material, das wir in Paris, Kairo und in Berlin gefilmt haben, außerdem haben wir Tonaufnahmen in allen Städten gemacht. Bisher ging es viel darum zu diskutieren, was im Mittelpunkt der Arbeit steht. Es ist das zentrale Thema, das wir entdecken und herausfinden möchten: eine Form zu finden, welche Leilas zahlreichen Ideen Ausdruck verschaffen kann.
Hier gibt es weitere Informationen zu Leila’s Projekt From a Palm Tree to the Stars.