Die erste Ausgabe des Forecast Festivals
Forecast im Haus der Kulturen der Welt
Am 26. und 27. Februar fand zum ersten Mal das Forecast Festival statt. Die Gäste konnten im HKW neue Ansätze in den Disziplinen Architektur, Design, Fotografie, Komposition, Kuratieren und Scientific Fiction erleben – und erwiesen sich als begeistertes Publikum.
Die Besucher*innen beschäftigten sich intensiv mit den sechs ausgewählten Projekten, von denen jedes auf unterschiedliche Art präsentiert wurde:
Mirror Stage/Glühende Landschaften von Arne Vogelgesang lud als raumgreifende Installation dazu ein, eine virtuelle Realität zu betreten und in eine andere Welt einzutauchen: Die Besucher*innen schlüpften in einen Motion-Capture-Anzug und konnten sich in einer virtuellen deutschen Landschaft betrachten, in welcher sie als Avatare politischer Extremisten wie Dschihadisten oder Neonazis agierten.
Agnieszka Kozlowska zeigte in ihrem Projekt Carved by Light dreidimensionale Abbilder von Alpengipfeln, welche sie durch ein neuartiges technisches Verfahren unmittelbar in den Bergen belichtet hatte. Videos porträtierten die langen Wege, die sie dorthin zurücklegte und gewährten den Besucher*innen Einblicke in den komplexen Produktionsprozess der Platten.
Mine the Scrap von Tobias Nolte bot die einmalige Chance, einem Algorithmus anhand einer Videoinstallation zuzuschauen, wie dieser neue Strukturen aus Abfallprodukten entwickelt. In einem dokumentarischen Teil konnte man sich mit den näheren Details vertraut machen. Die Besucher*innen konnten die vom Algorithmus vorgeschlagenen Formen nicht nur als grafische Simulationen erleben, sondern sie als physische Objekte anfassen und mit Fragmenten vervollständigen.
Im Auditorium nahm das Konzert und Filmscreening From a Palm Tree to the Stars von Leila Albayaty das Publikum mit auf eine intensive persönliche Reise, die ihre arabischen Wurzeln erkundet. Begleitet vom Oud-Spiel des belgischen Gitarristen Kouzy Larsen gab Leila eine beeindruckende gesangliche Live Performance.
Die Kuratorin Kalliopi Tsipni-Kolaza hatte eine Ausstellung in der Struktur eines Musikalbums entwickelt. Für das Festival präsentierte sie der Öffentlichkeit den Eröffnungspart von Sonic Revolutions und lud dazu Joe Namy aus dem Libanon ein, sein Stück Stones Gods People zu präsentieren. Gemeinsam mit Ute Wassermann zeigte er eine multimediale Performance, die die Beziehung zwischen Kulturerbe und lokaler Politik in seiner Heimatstadt Beirut erkundet. Das Publikum konnte im Theatersaal aktiv an der Performance teilnehmen, indem es zum Beispiel wie ein Vogel zwitscherte oder möglichst hohe oder tiefe Töne produzierte.
Wendy Di Wang stellte einen brandneuen Prototypen und eine Rauminstallation vor, die das Potential ihres Designprojektes Solux illustrierten. Solux ist ein interaktives Straßenbeleuchtungssystem, das durch Solarpaneele betrieben wird und nur nach Bedarf Licht spendet, sobald Fußgänger vorbeilaufen.
Ein Video in der Halle des Korridors, eingerahmt von einer städtischen Skyline, die bei Bewegung mit LEDs beleuchtet wurde, machte die weitgreifenden Implikationen von Di Wangs Ansatz fassbar, sichere und energieeffiziente Städte durch Licht zu kreieren.
Am Samstag wurden in Gesprächen und Diskussionen Einblicke in die künstlerischen Schaffensprozesse der letzten Monate ermöglicht: die Teilnehmer*innen von Forecast tauschten ihre Gedanken und Sichtweisen über Entwicklungen und Innovationen aus, die sie als relevant für die Zukunft erachten.
Wir möchten insbesondere Stiftung FREIZEIT (Architektur) danken, Malte Kaune (Corporate Design), Carsten Probst und Andrea Thilo (Moderation), sowie dem HKW Technikteam, der Kommunikationsabteilung sowie allen Mitarbeiter*innen des HKW.
Fotos: Marcus Lieberenz