Mirror Stage
Arne Vogelgesangs Projektidee Mirror Stage verknüpft digitale Repräsentationstechniken mit Fragen zur nationalen Identität. Indem er radikale politische Gruppierungen untersucht und ihre Propagandaverbreitung im Internet aufgreift, möchte er eine virtuelle Landschaft des ideologischen Deutschlands zeichnen. Dabei ist die letztlich unmögliche Kartierung extremistischer Betätigungen für ihn nicht viel mehr als der Fiebertraum eines Verfassungsschützers, des ewigen Man in the Middle.
„All dies ist verbunden mit meinem generellen Interesse daran, Materialien und sensorische Umgebungen zu kreieren, die die Erfahrung des „Online-Seins“ nachahmen und in einen vergleichbaren performativen Raum übertragen.“
Arne Vogelgesang möchte technologische Entwicklungen wie Gesichts-, Körper- und BewegungsTracking, das Mapping von Bewegungen auf 3D-Avatare und Sprachsynthese kombinieren und so auf der Basis gesammelter Internetpropaganda eine interaktive virtuelle Umgebung erschaffen. Die Begehung des deutschen postpolitischen Spiegelkabinetts versetzt das Publikum in die Lage, sich mit Szenen, Gesten und Argumenten zu identifizieren, sich von ihnen zu distanzieren oder sich im Netz von Repräsentationen und Identitäten zu verlieren.
2005 gründete Arne Vogelgesang internil, ein Label für kontextbezogene und partizipative Arbeiten in den Bereichen Theater, Performance und Medienkunst. Gemeinsam mit verschiedenen Künstlern konzeptualisiert und inszeniert er interdisziplinäre Performances, die Video, Sound und andere Medien wie Graffiti, Architektur und mit Hilfe von Software generiertes Material miteinbeziehen. In Neue Liebe thematisierte Arne Vogelgesang gemeinsam mit Marina Miller Dessau, Clementine Pohl und Christoph Wirth die Formen, Sprache und Ökonomie der Sehnsucht nach Intimität im „romantischen Internet”. Die Performance Untergrund, ebenfalls mit Marina Miller Dessau und Christoph Wirth, thematisiert die mediale Rezeption des Nationalsozialistischen Untergrunds und entwickelt eine Schichtung von Repräsentationsebenen und Wirklichkeitsgraden, die das anhaltende politische und rechtliche Durcheinander des NSU-Komplexes zum Ausdruck bringt.
Arne Vogelgesang ist Künstler und lebt in Berlin. Weitere Projekte werden auf internil.net vorgestellt.
Fotos: Nils Bröer