A Performapedia
Mit seiner Projektidee A Performapedia hinterfragt Amitesh Grovers das Konzept des Archivs als einer auf Objekten basierenden Form der Wissensvermittlung. Das moderne Archiv stützt sich gemeinhin auf Dokumente, Kunstgegenstände sowie Fotografien, um Geschichte und Traditionen zu bewahren und zu vermitteln. Schließlich werden diese selbst historisch, wobei insbesondere von der Fotografie behauptet wird, sie könne Realität wiedergeben. Amitesh Grover will herausfinden, inwiefern wir die Ideen, Konzepte und historischen Narrative, die Objekten gemeinhin zugeschrieben werden, überhaupt in ihrer Wirkung überprüfen können.
„Ich habe ein großes Interesse an dem ‚Wissen über das Alltägliche‘. Ich merke, dass es Formen des Wissens gibt, die nur durch das Performative aktiviert werden können. Diese Formen manifestieren sich insbesondere als Tätigkeiten – Schlafen, Gehen, Trauern, etwas Nacherzählen, Erinnern, Vergessen, Halten oder in Umlauf bringen und so weiter. Diese Tätigkeiten umfassen ein ganzes Universum an Philosophien, Ritualen und Tabus, die nur ins Spiel gebracht werden können, wenn das Performative aktiviert wird.“
Für A Performapedia wird Amitesh Grover versuchen, das Wissen, wie es in Gesten zugrundeliegt, freizulegen und eine andere Form des Archivs vorschlagen. In einer performativen Situation entsteht die Behauptung von Wahrheit im Moment der Begegnung, wodurch diese “Wahrheiten” als vorübergehend kenntlich werden. Die „Geschichte“, die in Grover Archiv entworfen wird, ist steter Veränderung ausgesetzt. So sind die Betrachtenden, und nicht die Objekte, der Ort des widerstreitenden Materials und der kognitiven Erkenntnis. Möglicherweise sind sogar die Betrachtenden das eigentliche Kunstwerk.
Amitesh Grovers künstlerische Praxis umfasst verschiedenste Medien, Genres und Disziplinen. So kuratiert er Crowd Art, entwickelt Performance-Formate und interaktive Installationen und kooperiert mit Expert*innen wie Philosophen, Hackern, Gamern, Künstlern oder Reinigungskräften. Für sein Tutorial Event On Mourning arbeitete er mit traditionellen Klagefrauen, die mit ihm ihre rituelle Performance aufführten und weiterentwickelten. Diese Weitergabe von Fachwissen ist auch ein Aspekt der Arbeit Downtime, bei der die Zuschauer eingeladen wurden, an sorgfältig kuratierten Schlaf-Veranstaltungen teilzunehmen. Expert*innen wie Schlafwissenschaftler*innen und -historiker*innen, Obdachlose, Robotik- Forscher*innen, Klangkünstler*innen, Schriftsteller*innen, Therapeut*innen und Software-Programmierer*innen antworteten auf eine Reihe von philosophischen und wissenschaftlichen Provokationen, um in einem narrativen Format eine Reflexion über unsere globalisierten Welt heraufzubeschwören.
Amitesh Grover ist Künstler und lebt in Neu-Delhi. Weitere Projekte werden auf seinem Portfolio amiteshgrover.com vorgestellt.
Fotos: Amitesh Grover