Carved by Rock and Ice
Um das 150 jährige Jubiläum des goldenen Zeitalters des Alpinismus zu feiern, möchte Agnieszka Kozlowska für ihre Projektidee Carved by Rock and Ice die Alpen erklimmen und dort mehr als 40 Gipfel in den Blick nehmen, die in diesem Zeitraum (1854-1865) erstmalig bestiegen wurden. Dabei verwendet sie eine bisher wenig erforschte fotografische Technik: sie stellt das Relief eines jeden Gipfels her, indem sie diesen auf einer lichtempfindlichen Polymerplatte in der Kamera für mehrere Stunden belichtet. Mit diesem Projekt setzt Agnieszka Kozlowska ihre Forschung zum Potential der Fotografie fort. Sie versteht fotografische Erzeugnisse weniger als ein bloßes Abbild einer Realität, sondern als eine physische Spur, die in der Lage ist, komplexe Erfahrungen entlegener natürlicher Milieus auszudrücken.
“Mein Fokus liegt auf einem experimentellen Einsatz fotografischer Techniken, bei denen das Objekt, welches der Betrachter sieht, das gleiche ist, welches durch die Kamera belichtet wird. Ich entwickle provisorische Kameras und nutze historische und alternative fotografische Verfahren und Materialien, so etwa selbsthergestelltes Papier. Mich interessiert besonders, wie diese einzigartigen auratischen Artefakte, die durch Lichtstrahlen erzeugt werden, sich der bildlichen Darstellung entziehen können.“
Mit ihren Arbeiten hinterfragt Agnieszka Kozlowska die Vorstellung von Fotografie als einem steuerbaren technologischen System. Vielmehr versteht sie das Medium der Fotografie als ein natürliches Phänomen, bei dem menschliches Agieren eine von vielen Kräften darstellt, die das Ergebnis und die Herstellung eines Bildes beeinflussen. Ihr jüngstes Forschungsprojekt Taking Photographs Beyond the Visual untersucht die Möglichkeiten der Fotografie, als verkörperte Erfahrung von Landschaft und Wahrnehmung der sensorischen Dimension der physischen Umgebung, jenseits konventionalisierter Sinnsysteme zu arbeiten. Dazu erwanderte Agnieszka Kozlowska alpine Lagen, stellt vor Ort Papier aus lokalen Pflanzen her, welches sie allein anhand der lichtempfindlichen Stoffe in den Pflanzen für mehrere Tage in einer selbstgebauten Kamera aus vor Ort gefunden Naturmaterialien belichtete. Diese fotografischen Artefakte funktionieren als physische Spuren, die durch ihre Präsenz bezeugen, dass die Belichtung stattgefunden hat. Agnieszka Kozlowskas Arbeit schlägt damit einen neuen Weg ein, den fotografisch repräsentierten Ort als elementaren Bestandteil der Fotos und nicht als eine kulturelle Konstruktion von Landschaft zu betrachten.
Agnieszka Kozlowska ist Künstlerin und Forscherin und lebt in Newcastle. Weitere Projekte werden auf ihren Portfolio kozlowska.eu vorgestellt.
Fotos: Agnieszka Kozlowska